Das Scheinwerferlicht steht als Symbol für den Spot.

Das allgemeine Peter-Prinzip stellt die Verbindung zwischen der Kompetenz eines Stelleninhabers und seiner Stufe in der Hierarchie her. Das Peter-Prinzip der Politik ist nur ein Ausschnitt davon. Die Anwendung und die Auswirkungen des Peter-Prinzips finden viel zu wenig Beachtung. Deshalb werden aus ihm kaum Lehren gezogen. Gerade jüngste Beispiele aus dem Wahlkampf zur Bundestagswahl 2021 sind geeignet, dem Peter-Prinzip in der Politik zu aktuellem Ansehen zu verhelfen.

Das Peter-Prinzip

Das Peter-Prinzip wurde von dem Schulpsychologen Laurence J. Peter entdeckt. Seiner Schrift „Schlimmer geht´s immer“ vorangestellt, lautet es: „In einer Hierarchie neigt jeder Beschäftigte dazu, bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit aufzusteigen.“

Feststellung zum Peter-Prinzip in der Politik

Speziell zum Peter-Prinzip in der Politik hält Lawrence Peter fest: „Das Wirken des Peter-Prinzips in Politik und Regierung wirft die immer wieder gestellte Frage nach möglichen Ausnahmen von diesem Prinzip auf.“ Nach der Lehre zur Hierarchie werde der Prinzip-Charakter dadurch deutlich, dass „Menschen dazu „neigen“ aufzusteigen, nicht aufsteigen müssen. „Einzelne“ können nämlich auch „lieber auf ihrer Ebene der Fähigkeit bleiben.“

Daraus folgt: „Das Peter-Prinzip hat mit der Evolution eines gemeinsam: Es kennt kein Erbarmen.“ (Alle Zitate in „Schlimmer geht‘s immer“, Seite 78)

Abschaffung der Hierarchie in Unternehmen

Die Abschaffung der Hierarchie in Unternehmen ist ein neuer Trend zur optimalen Führungsstruktur.

Die Olympia Verlag GmbH, Nürnberg behauptet, ein achtköpfiges hierarchiefreies Führungsgremium aus Abteilungsleitern installiert zu haben. Allerdings berichtet dieses Führungsteam an die gem. § 6 GmbHG  bestellte Geschäftsführerin; sie ist zugleich geschäftsführende Gesellschafterin der Muttergesellschaft Verlag Nürnberger Presse Druckhaus Nürnberg.

Das Start-up Einhorn, Berlin spricht zwar auch von der Abschaffung der Hierarchie; aber die Gründer sind weiter die bestellten Geschäftsführer der GmbH. Sie beziehen ein Gehalt aus der höchsten Stufe der Einkommenshierarchie.

Die Kommunikationsberatung Wigwam, Berlin hat seine GmbH zugunsten einer eingetragenen Genossenschaft aufgegeben. Aber die Genossen haben aus ihrer Mitte den gem. § 9 GenG erforderlichen Vorstand gewählt. Er besteht aus sechs Personen.

In diesen drei Fällen ist gesetzeskonform die Hierarchie erhalten geblieben.

Gruppendynamische Rangfolge statt Hierarchie

Für die Massenpsychologie hat Peter R. Hofstätter  den Begriff der Hierarchie durch die gruppendynamische Rangfolge ersetzt („Gruppendynamik“, Seite 125 ff).

Die Hierarchie sei eine künstliche Rangordnung. Sie diene eindimensional nur der Definition von Kompetenzbereichen. Zur Erweiterung der Dimension hat Hofstätter die Stufenleiter der Hierarchie um die gruppendynamische Komponente der Beliebtheit ergänzt. Sie ermöglicht eine Analyse der zwischenmenschlichen Beziehungen in der Rangfolge.

Das Peter-Prinzip hat dadurch sogar eine psychologische Erweiterung erfahren.

Ereignisse zum Peter-Prinzip in der Politik

Ereignisse zum Peter-Prinzip in der Politik sind folgende aktuelle Beispiele.

Beispiel Kanzlerkandidat Armin Laschet

Kanzlerkandidat der CDU wurde Armin Laschet auf Betreiben von Wolfgang Schäuble und Volker Bouffier durch Wahl des Bundesvorstandes.

Sein Wahlkampf war voller Ungereimtheiten und ohne Fortune. Sein unpassendes Lachen bei einer Rede des Bundespräsidenten vor Flutopfern oder die gesetzwidrige Faltung des Stimmzettels bei Einwurf in die Wahlurne sind nur zwei Beispiele.

Bei der Wahl verlor die CDU 9 Prozentpunkte gegenüber der Wahl vor vier Jahren. Mit einem krachenden Abstieg landete sie im Bundestag auf Platz 2 hinter des SPD. Dennoch trat Laschet für ein Regierungsbündnis mit den Grünen und der FDP unter seiner Kanzlerschaft ein, ohne seine Niederlage und die der CDU zu akzeptieren. In den folgenden Tagen sank die Zustimmung der Bevölkerung zur CDU auf 19 Prozent.

Beispiel Kanzlerkandidat Olaf Scholz

Zum Kanzlerkandidaten der SPD wurde Olaf Scholz auf Vorschlag der Bundesvorsitzenden auf einem online abgehaltenen Parteitag gewählt. Er erhielt der 96,1 Prozent der abgegebenen Stimmen.

Die Wahl zum Bundesvorsitzenden der SPD hatte er mit nur 45 Prozent der Stimmen verloren. Die dem linken Flügel zuzuordnenden Parteivorsitzenden Norbert Walter-Borjans (NoWaBo) und Saskia Eskens  unterließen während des Wahlkampfes jede Demontage. Ohne taktische Fehler und unter Ausnutzung der Missgeschicke von Armin Laschet und Annalena Baerbock hievte Scholz die SPD auf Platz 1 im Bundestag.

Er warb für eine Ampel-Regierungskoalition mit den Grünen und der FDP. Nach Sondierungsgesprächen traten die drei Parteien in Koalitionsverhandlungen ein.

Beispiel Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock

Als Kanzlerkandidatin zogen die Grünen Annalena Baerbock ihrem Co-Vorsitzenden Robert Habeck vor.

Sie wollten mit einer Frau ein Zeichen setzen. Allerding war die Bundesrepublik 16 Jahre lang zuvor von der Bundeskanzlerin Angela Merkel regiert worden. Um nur zwei Fehler im Wahlkampf zu nennen: Baerbock reicherte ihren Werdegang durch Falschinformationen an und war für ein Buch voller Plagiate verantwortlich.

Auf einen furiosen Start in den Wahlkampf folgte ein rasanter Absturz, der auch ihre Kanzlerkandidatur zu Fall brachte.

Beurteilung vom Peter-Prinzip in der Politik

Die Beurteilung der drei genannten Beispiele für das Peter-Prinzip in der Politik stellt sich so dar.

Beurteilung des Beispiels Laschet

Die Beförderung von Laschet zum Kanzlerkandidaten durch Schäuble und Bouffier trägt paternalistische Züge von Familienunternehmen. „Da das Geschäft in der Familie bleiben sollte, hatte der Vater seinen Sohn zum Nachfolger bestimmt, auch wenn dieser der Aufgabe nicht gewachsen war.

In der Bürokratie wird die Vaterrolle vom „großen Bruder“ übernommen. („Schlimmer geht‘s immer“, Seite 96). Die „großen Brüder“ waren Schäuble und Bouffier; sie hatten Laschets Neigung zum Aufstieg auf die Stufe seiner Unfähigkeit Geltung verschafft.

Durch seine Ungeschicklichkeiten im Wahlkampf hatte Laschet bewiesen, dass er mit der Kanzlerkandidatur seine „großen Brüder“ nicht enttäuscht hatte. Da er sich nach verlorener Wahl noch als Kanzler einer Jamaika-Koalition sah, hatte er das Peter-Prinzip sogar übererfüllt.

Die Kanzlerkandidatur erwies sich aus diesen Gründen für Laschet als Stufe der Unfähigkeit im Peter-Prinzip in der Politik in Übererfüllung; denn „Unfähigkeit plus Unfähigkeit ist gleich Unfähigkeit“. („Schlimmer geht´s immer“, Seite 64) 

Beurteilung des Beispiels Scholz

Die Kanzlerkandidatur hätte Scholz eigentlich nicht erringen dürfen, war er doch bei der Wahl zum Bundesvorsitzenden der SPD durchgefallen. Durch die seitliche Arabeske zum Kanzlerkandidaten schafften sich die Vorsitzenden NoWaBo und Eskens Scholz vom Hals („Schlimmer geht´s immer“, Seitliche Arabeske, Seite 87 f).

Scholz konnte ihnen, von einer neuen Aufgabe abgelenkt, nicht mehr gefährlich werden. Außerdem schien ein Kanzlerkandidatur-Erfolg bei einem prognostizierten Stimmenanteil von 17 Prozent als Wahlergebnis so gut wie ausgeschlossen.

Doch Scholz setzte sich als Kanzlerkandidat durch und führte Verhandlungen über eine Ampel-Regierungskoalition. Sollte er tatsächlich Bundeskanzler werden, ist die Stufe seiner Unfähigkeit nur um eine Sprosse verschoben; denn viele linke Sozialdemokraten in der Bundestagsfraktion wären nicht das erste Mal des Kanzlers Tod.

Die Kanzlerkandidatur wird für Scholz zur Stufe der Unfähigkeit im Peter-Prinzip in der Politik, wenn die Ampel-Koalition nicht zustande kommt. Sonst verschiebt sie sich auf die Kanzlerschaft, sofern die „Ampel“ die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllt. „Personen, die auf eine, wie sie meinen, sichere Stufe der Kompetenz aufsteigen und dort stur ausharren …, können ein Opfer der verzögerten Inkompetenz werden, weil ihre vorübergehende Stufe der Kompetenz nicht mehr existiert.“ („Schlimmer geht‘s immer“, Seite 99)

Beurteilung des Beispiels Baerbock

Das Beispiel Baerbock zeigt, dass die Gier nach Macht vor Versuchungen nicht halt macht. Die Falschinformationen im Werdegang und die Plagiate im Buch haben bereits im Wahlkampf Baerbocks Grenzen als Kanzlerkandidatin aufgezeigt.

Da die Wählergunst erheblich schrumpfte, hatte Baerbock die Stufe ihrer Unfähigkeit erreicht. Peter ergänzt: „Gier bringt uns in größere Schwierigkeiten als Faulheit.“ („Schlimmer geht‘s immer“, Seite 82)

Das Peter-Prinzip in der Politik wurde von Baerbock also gierig erfüllt.

Quintessenz aus dem Peter-Prinzip in der Politik

Auch das Peter-Prinzip in der Politik findet seine Würdigung in den Schlusszeilen von Lawrence Peter in „Schlimmer geht‘s immer“.

„Wenn ich darüber (Peter-Prinzip) geschrieben habe, so war mein höchster Ehrgeiz wahrzumachen, was William K. Zinsser  beschrieben hat, als er sagte: „Ich möchte meine Leute zum Lachen bringen, damit sie den Ernst der Lage erkennen.“ Nur so werden die Lehren gezogen, zu denen das Peter-Prinzip in der Politik auffordert.


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