Das Scheinwerferlicht steht als Symbol für den Spot.

Corona bedingt hat der Konkurrenzkampf der Recruiter um Aufträge zur Personalbeschaffung zugenommen; denn zur Bewältigung von Einbrüchen bei Umsatz und Ergebnis beschränkten die geschädigten Unternehmen ihre Personalsuche auf die dringend benötigten Führungskräfte und Fachkräfte. Dadurch brach die Zahl der Suchaufträge bei den Recruitern ein, und der Corona bedingte Konkurrenzkampf der Recruiter brach aus. Allerdings wichen einige Recruiter dem allgemeinen Konkurrenzkampf der Recruiter aus und belebten die Suche nach der „Ringeltaube“ neu.

Der Search nach der „Ringeltaube“

Die Corona-Pandemie und die von ihr beeinflussten Entscheidungen der Politik hatten viele Unternehmen wirtschaftlich geschädigt. Um den schädlichen Einflüssen wirksam zu begegnen, senkten sie ihre Kosten auch für den Personalbedarf und schrieben weniger neue Stellen aus.

Schlüsselpersonal

Mit dem Rückgang der Personalsuche blieben Aufträge zur Personalbeschaffung an die Recruiter aus, so dass ein Konkurrenzkampf der Recruiter einsetzte (siehe Beitrag „Recruiter unter der Lupe“). Um einem Verfall der Honorare vorzubeugen, spezialisierten sich einige Recruiter auf die Suche nach dem Schlüsselpersonal; denn darauf können Unternehmen auch in wirtschaftlichen Notlagen nicht verzichten.

Ringeltaube

Allerdings lauerte im Segment des Schlüsselpersonals trotzdem ein Konkurrenzkampf der Recruiter. Er ist mit den Stichworten „Fachkräftemangel“ und „Kampf um Talente“ hinreichend charakterisiert. Deshalb belebten einige Recruiter den Search nach der „Ringeltaube“ neu, der schon um die Jahrtausendwende propagiert worden war.

Eine „Ringeltaube“ ist eine so hoch qualifizierte und umfassend einsetzbare Fachkraft, dass sie äußerst selten und deshalb besonders schwer zu finden ist. Im Jargon der Recruiter heißt die begehrte Person „eierlegende Wollmilchsau, reitbare Version“.

Fallbespiel „Ringeltaube“

Ein Recruiter bot seinen Kunden den Search nach einer „Ringeltaube“ an. Dazu unterbreitete er ein Kombi-Angebot aus Direktansprache und Anzeigen gestützter Suche zum Preis der Direktansprache. Allerdings sollten die Kunden zusätzlich die Kosten für die Anzeigen übernehmen.

Der Vorteil des Kombi-Angebotes liege in der Chance, die „Ringeltaube“ bei Branchenfremden oder Quereinsteigern zu finden; denn diese beiden Zielgruppen entzögen sich der Suche per Direktansprache. Die dadurch im Search entstehende Lücke könne durch die Anzeigenschaltung geschlossen werden; denn auf die vom Recruiter formulierten Stellenanzeigen würden sich auch „Ringeltauben“ melden.

Viele Kunden gingen auf das ihnen einsichtig erscheinende Angebot ein.

Beurteilung des Search nach der „Ringeltaube“

Folgende Aspekte sind an dem Fallbeispiel „Ringeltaube“ zu kritisieren.

Anzeigenangebot: Unerklärlich ist, warum es eines Kombi-Angebots bedurfte. Wenn der Direct Search nicht zum Finden der „Ringeltaube“ ausreicht, bedarf es dann dieses Angebots nicht. Es reicht nämlich ein Angebot zur Anzeigen gestützten Such völlig aus.

Kombi-Angebot: Das Kombi-Angebot ist ein Scheinangebot mit zwei Suchmethoden zur Personalbeschaffung. Der das Angebot abgebende Recruiter war kein Branchenspezialist. Bei der Abgabe des Angebots fehlte ihm für die Direktansprache der Zugang zum Bewerbermarkt. Folglich bot er die anzeigengestützte Suche zusätzlich an in der Erwartung, dass sich auf eine Stellenanzeige geeignete Kandidaten bewerben würden.

Trefferquote: Die Trefferquote für eine „Ringeltaube“ außerhalb der Branche liegt, wenn überhaupt, im sehr niedrigen einstelligen Prozentbereich; denn die „Ringeltaube“ muss nicht nur fachlich konkurrenzlos versiert sein. Sie hat auch sehr genau ins Unternehmen zu passen und den üblichen Bewerbern deutlich überlegen zu sein.

Spielangebot: Das Kombi-Angebot des Recruiters ist ein Spielangebot zur Personalbeschaffung einer „Ringeltaube“. Es ist eine Wette des Recruiters gegen seinen Auftraggeber. Das Kombi-Angebot ist der Wetteinsatz, den er sich vom Auftraggeber bezahlen lässt. Die „Ringeltaube“ ist der Preis im Spiel um das utopische „Projekt der Machbarkeit des Glücks“ (Manfred Lütz „Neue Irre!“, Seite 133).

Stellenbesetzung: Über den Erfolg einer Stellenbesetzung mit einer „Ringeltaube“ aufgrund eines Kombi-Angebots ist nichts überliefert. Das gilt sowohl für die Jahrtausendwende als auch für die Gegenwart. Recruiter wie Auftraggeber weichen gezielten Nachfragen aus. Vielleicht trösten sie sich mit Fjodor Dostojewski: „Morgen, morgen wird sich alles wenden!“ („Der Spieler“, Schlusssatz).

Quintessenz aus dem Search nach der „Ringeltaube“

Mit der Corona-Pandemie hat ein besonderer Konkurrenzkampf der Recruiter Fahrt aufgenommen. Um einem Preiskampf um Honorare auszuweichen, haben einige Recruiter das Kombi-Angebot wieder entdeckt. Mit dem Kombi-Angebot versprechen die Recruiter ihren Auftraggebern Stellenbesetzungen mit „Ringeltauben“. „Der Rest ist Schweigen.“ (William Shakespeare, Hamlet 5. Aufzug, 2. Szene)

Deshalb sollen Auftraggeber das Kombi-Angebot des Recruiters zur „Ringeltaube“ als Spiel zurückweisen. Es ist nämlich eine Wette um eine Stellenbesetzung mit äußerst niedriger Gewinnaussicht. Sie bezahlen dem Recruiter sogar den Wetteinsatz.

Vorsicht vor dem Kombi-Angebot ist allerdings auch aus einem anderen Grunde geboten. Der Recruiter ist oft branchenfremd oder aus anderen Gründen zur Direkt-Ansprache nicht in der Lage. Ihm fehlt der direkte Zugang zum Bewerbermarkt. In solchen Fällen soll ihm die Stellenanzeige die fehlenden Bewerber beschaffen und seine Unfähigkeit vertuschen helfen.


0 Comments

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert