Kinder sind Verlierer der Corona-Pandemie und der Fehlentscheidungen des politischen Krisenmanagements. Die Corona bedingten Hygieneordnungen im offenen Schulalltag behindern den Umgang der Kinder miteinander. Die Schließungen von Schulen führen zum Bildungsverlust. Aug geschlossene Kitas und Vorschulen wirken sie sich ähnlich aus. Homeschooling spaltet die Klassen in Mitschüler mit Lernerfolg und Loser. Allgemeine Kontaktbeschränkungen verstärken die negativen Auswirkungen. Deshalb machen nicht nur die Ansteckungen durch das Corona-Virus Kinder zu Verlierern der Corona-Pandemie.
Beobachtungen an den Kindern
Beobachtungen an Kindern lassen am sichersten erkennen, wie sie zu Verlierern der Corona-Pandemie werden können.
Der Blick richtet sich auf die Schulen, Kitas und Vorschulen, die Wissen vermitteln und die sozialen Kontakte der Kinder maßgeblich beeinflussen. Fehlentwicklungen im Schulalltag wirken sich direkt schädigend auf die geistige und die psychische Entwicklung der Kinder aus. Die Öffnung und die Schließung von Schulen, Kitas und Vorschulen sind daher von besonderem Interesse, zumal sie im politischen Krisenmanagement umstritten sind.
Varianten des Schulunterrichts
Die Varianten des Schulunterrichts während der Corona-Pandemie zu analysieren und deren Folgen zu interpretieren, ist entscheidend für die Beobachtungen an Kindern.
Schulöffnungen in Zeiten der Corona-Pandemie lassen keinen normalen Schulalltag zu. Die Hygienevorschriften behindern den Umgang der Kinder untereinander und zum Lehrpersonal. Abstandhalten verhindert die notwendigen körperlichen Kontakte und nimmt die Bewegungsfreiheit, besonders beim Spielen in den Pausen. Masken behindern die Atmung, stören bei beschlagenen Brillengläsern die Sicht und senken die Konzentration.
Schulschließungen führen zum Bildungsverlust. Seine Größe wird bereits auf den Unterrichtsstoff eines Jahres geschätzt. Die Universitätsreife für Mathematik wird in Abrede gestellt. Die Hochschulen bereiten sich auf eine Verlängerung der Regelstudienzeiten vor.
Homeschooling führt zu einer Spaltung. Auf der einen Seite befinden sich die erfolgreich lernenden Schüler, die Zugang zu den elektronischen Lernmedien haben und Unterstützung durch die Eltern bekommen. Auf der anderen Seite sind die Kinder, die durch ihr soziales Umfeld ausgegrenzt sind, weil sie auf sich selbst gestellt sind oder nicht über das entsprechende Equipment verfügen.
Für Kitas und Vorschulen gelten unter Berücksichtigung des niedrigeren Alters der Kinder vergleichbare Beobachtungen.
Psychische und psychosomatische Folgen
Die Varianten des Schulunterrichts sind die Ursachen für unterschiedliche psychische Folgen bei den Kindern.
Vereinsamung
Vereinsamungtritt bei Kindern sowohl in geöffneten als auch in geschlossenen Schulen während der Corona Pandemie auf. In geöffneten Schulen sind Hygienevorschriften zusätzliche Verhaltensregeln für den organisatorischen Ablauf des Schulalltags. Vor allem die Abstandsregeln bieten unter dem Mantel der Legitimität Schülern die Möglichkeit, andere Schüler auf Abstand zu halten und sie auszugrenzen.
Die Schüler, die von den Schulschließungen betroffen sind, verlieren ihre Kontakte zu den Klassenkameraden.
Kontaktbeschränkungen
Kontaktbeschränkungen betreffen Kinder von geöffneten wie von geschlossenen Schulen gleichermaßen. Dadurch, dass den Kindern von geschlossenen Schulen zusätzlich der schulische Kontakt auf dem Schulgelände fehlt, sind sie psychisch stärker betroffen.
Verstärkend wirken sich Kontaktbeschränkungen auf eine Person außerhalb des Hausstandes auf die Vereinsamung von Kindern in Haushalten mit mehreren Geschwistern aus. Die betroffenen Kinder können mit Rücksicht auf die anderen Personen im Haushalt keinen täglichen Kontakt zu ihren Freunden halten.
Aufforderungen von Politikern, man solle in der Corona-Pandemie möglichst nur dieselben Personen treffen, leisten der Vereinsamung der Kinder Vorschub.
Psychische Auffälligkeiten
Die psychischen Auffälligkeitensind weder Störungen noch Krankheiten. Sie äußern sich durch Kopfschmerzen oder Magenbeschwerden. Sie treten häufig durch Bewegungsmangel auf, weil es am Schulsport fehlt oder weil Sport im Verein und in den Sportstudios verboten worden ist.
Vor der Corona-Pandemie zeigten 15 Prozent der Kinder Auffälligkeiten, nach dem ersten Lockdown waren es 20 Prozent. Im Februar 2021 lag die Zahl bei 30 Prozent.
Psychosomatische Beschwerden
Psychosomatische Beschwerden sind Auffälligkeiten, die durch Ängste, Depressionen oder Aggressionen sichtbar werden. Dabei richten sich die Aggressionen der Kinder nicht nur auf andere, sondern auch auf sich selbst. Beispiele sind das Ritzen in die eigene Haut.
Verantwortlich für diese Entwicklung sind familiäre Situationen, insbesondere in sozialen Risiko-Familien. Gewalttätige Bestrafungen von Kindern kommen inzwischen in jedem 15. Haushalt vor.
Beurteilung der Beobachtungen
Die Beobachtungen zeigen deutlich, dass Kinder Verlierer der Corona-Pandemie sind.
Kinder ohne Lobby
Kinder haben keine Lobby und selbst kein Recht, eine Interessenvertretung gem. Art. 9 Abs. 3 GG zu gründen; denn alle Kinder sind zwar rechtsfähig nach § 1 BGB, aber erst gem. § 2 BGB ab dem 18. Lebensjahr volljährig.
Von 7 bis 18 Jahren sind sie nach § 106 BGB als Minderjährige nur beschränkt geschäftsfähig. Bis dahin sind sie nach § 104 Ziff. 1 BGB geschäftsunfähig.
Obwohl die Kinder im Mittelpunkt von Erziehung und Ausbildung stehen, haben sie als Minderjährige zur Durchsetzung ihrer Interessen keine eigenen Rechte und sind auf die Hilfe Volljähriger angewiesen.
Lehrer, die halbe Lobby für Kinder
Die Lehrer sind nur die halbe Lobby für Kinder. Als Volljährige verfügen sie über ihre eigenen Interessenvertretungen. Mit ihnen erheben sie massiv Forderungen für sich selbst von Corona bedingten Ausgleichszahlungenund Entlastungen im Unterricht. Einstellungen zusätzlichen Lehrpersonals sowie die Beschaffung von iPads für die Schüler sind allerdings Begehren, die der halben Lobby für Kinder angerechnet werden können.
Schulbehörden, der Ausfall einer Lobby für Kinder
Die zuständigen Schulbehörden, die ihre Existenz den Kindern verdanken, sind der Ausfall einer Lobby für Kinder. Sie tun sich schwer mit der Erfüllung der Kinderbedürfnisse, weil sie Geldausgaben erfordern. Insbesondere scheuen sie sich nicht nur, iPads zu beschaffen, sondern sie auch bei Schulschließungen für das Homeschooling zur Verfügung zu stellen.
Mit baulichen Maßnahmen wie dem Einbau von Lüftungsanlagen in Schulen sind die Schulbehörden im Hintertreffen. Dabei hätten sie während den flächendeckenden Schulschließungen längst erledigt sein müssen.
Schulöffnungen gegen das Verlieren der Kinder in der Corona-Pandemie
Mit den schrittweisen Öffnungen von Schulen, Kitas und Vorschulen machen zwölf Länder den Kindern Hoffnung, sie nicht zu Verlierern der Corona-Pandemie werden zulassen. Desto unverständlicher ist das Zögern des restlichen politischen Krisenmanagements.
Schulen sind nämlich nach amerikanischen Studien vom Dezember 2020 keine Treiber von Infektionen. Nur wenn vom allgemeinen Umfeld, auch von den privaten Kontakten des Lehrpersonals, Ansteckungen ausgehen, sind Schulen in das Infektionsgeschehen eingebunden.
Wirtschaftlich haben Schulöffnungen Vorteile für die Kinder; denn sie verhindern Nachteile der Corona-Generation gegenüber anderen von der Corona-Pandemie nicht betroffenen Schul-Generationen. Über vier Monate geschlossene Schulen werden den Kindern später ein um drei Prozent niedrigeres Einkommen bescheren, so das ifo-Institut, München. Auf eine Verlängerung der Regelstudienzeiten und auf einen deshalb verzögerten Eintritt in den Beruf machen bereits jetzt einige Hochschulen aufmerksam.
Flankierende Maßnahmen
Schulöffnungen allein sind allerdings keine ausreichenden Maßnahmen, Kinder vor dem Verlieren in der Corona-Pandemie zu bewahren; denn das Hygiene-Korsett im offenen Schulalltag ist eine Gefahr für die Psyche der Kinder. Zu streng reglementiert, fördert es Ausgrenzungen und Mobbing. Die Folgen sind Vereinsamen und psychische Auffälligkeiten oder Beschwerden bei den betroffenen Kindern.
Flankierende Maßnahmen zu den Schulöffnungen sind erforderlich wie vor allem das Aufheben der Kontaktbeschränkungen. Sonst sind die Kinder nicht nur die Verlierer der Corona-Pandemie, sondern werden zu einer neuen Lost Generation.
Lost Generation
Junge Leute, die im 1.Weltkrieg waren, bezeichnet die amerikanische Schriftstellerin Gertrude Stein. Ernest Hemingway hat die „Génération Perdue“ als Lost Generation in „Paris – ein Fest fürs Leben“ beschrieben. Ein aus dem 1. Weltkrieg zurückgekehrter Monteur hatte mangels Kenntnissen Gertrude Steins Auto nicht reparieren können. Sein Arbeitgeber hatte ihn der „Génération Perdue“ zugerechnet und ihm die Trunksucht bis zum Tode unterstellt.
Genau in derselben Situation sind Kinder heute als Verlierer der Corona-Pandemie. Infolge der Schulschließungen und trotz Homeschooling haben sie Wissenslücken. Auch deshalb und der Kontaktverbote wegen verfügen sie nicht über ausreichende soziale Kompetenz. An die Stelle der Trunksucht ist das Ritzen in die eigene Haut als psychosomatische Beschwerde getreten.
Vertrieben aus der Bildung und eingesperrt in Kontaktbeschränkungen sowie Ausgangsverboten, können die Kinder zur unterbezahlten, leistungsunfähigen und sozial abgeschlagenen Lost Generation werden.
Quintessenz
Kinder sind Verlierer der Corona-Pandemie; aber sie dürfen nicht zur Lost Generation werden. Das Schlimmste kann noch verhindert werden. Dazu müssen alle erdenklichen Maßnahmen zur Schließung der Bildungslücken und zur Rückgewinnung der sozialen Kompetenz ergriffen werden.
Nicht zu ändern ist allerdings die den Kindern bereits aufgebürdete Last, die sie zu ökonomischen Verlierern der Corona-Pandemie macht. In ihrer Zukunft müssen sie nicht nur zur Beseitigung der Schäden der Corona-Pandemie beitragen. Beispiele sind der Wiederaufbau der Wirtschaft und des gesellschaftlichen Lebens. Die Kinder müssen auch die vom jetzigen politischen Krisenmanagement ausgelöste Schuldenlawine in den Griff bekommen.
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