Der Narzissmus bei Führungskräften kann in Unternehmen immensen Schaden anrichten. Je mehr Macht die Top-Manager haben, desto größer sind die schädlichen Folgen. Nicht gemeint sind in diesem Spot die verheerenden Auswirkungen, die von narzisstischen Chefs am Arbeitsplatz ausgehen und wie die Belegschaft ihnen begegnen soll. Aktuell bieten Arbeitspsychologen den betroffenen Mitarbeitern Tipps und Regeln für den Umgang mit Narzissten an. Der Narzissmus im Tagesgeschäft ist vom Narzissmus mit Macht ausgestatteter Top-Manager abzugrenzen; denn die von diesen Leuten verursachten Schäden sind ungleich verheerender für ein Unternehmen. Sie können es nämlich personell entkernen und in eine tiefe Krise stürzen.

Darstellung des Narzissmus anhand der personellen Entkernung in der CDU

Der Ablauf der personellen Entkernung der CDU ist ein treffendes Beispiel für den Narzissmus von Führungskräften. Zwar arbeiten Top-Manager vorwiegend in Unternehmen, aber dennoch können sie auch andere Organisationen wie politische Parteien entkernen.

Im Mittelpunkt des zu schildernden Ablaufs steht die Bundeskanzlerin und ehemalige Bundesvorsitzende der CDU. Für die personelle Entkernung der CDU ist sie als deren Führungskraft jedoch nicht allein verantwortlich. Vielmehr tragen die zuständigen Parteigremien einen erheblichen Anteil dazu bei, weil sie die Auswirkungen des Narzissmus nicht verhindert haben.

Vorgeschichte zum Ablauf der personellen Entkernung in der CDU

Als „Mädchen“ des Bundeskanzlers Helmut Kohls und Bundesministerin seiner Regierungen lernte Angela Merkel von ihm, sich politisch durchzusetzen. Außerdem gewann sie einen Sinn für Macht, der ihr erlaubte, Macht zu beanspruchen und zu erhalten.

Beginn der personellen Entkernung in der CDU

Nach der verlorenen Wahl 1998 ließ sich Merkel zur Generalsekretärin der CDU bestellen. Dabei räumte sie die ersten Macho-Männer der Partei aus dem Weg, die sie „beschützen“ wollten. Danach entriss sie Wolfgang Schäuble den Parteivorsitz, der sich nicht mehr an zweifelhafte Lobbyisten-Kontakte erinnern konnte. Außerdem entsorgte sie in der Parteispenden-Affäre ihren Ziehvater Helmut Kohl. 

Strategische Schritte zur personellen Entkernung in der CDU

Strategische Schritte zur personellen Entkernung der CDU unternahm Merkel mit einem vermeintlichen Verzicht. Sie legte nämlich gegen Ende der ersten Oppositionsjahre der CDU im Bundestag dem bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber die Kanzlerkandidatur der Union zu Füßen. In Erwartung eines Sieges teilten Edmund Stoiber und Friedrich Merz das politische Fell unter sich auf.

Doch die Verhältnisse, sie waren nicht so. Mit der verlorenen Wahl hatte sich Stoiber selbst erlegt. Merz verdrängte Merkel vom Vorsitz der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag mit ihrem Anspruch als Bundesvorsitzende der CDU, dem die CSU niemanden entgegenzusetzen hatte. Dadurch wurde sie natürliche Kanzlerkandidatin und drei Jahre später Bundeskanzlerin.

Blütezeit der personellen Entkernung in der CDU

Die Blütezeit der personellen Entkernung dauerte 13 Jahre bis Ende 2018.

In dieser Zeit entledigte sich Merkel jeglicher Opposition wie etwa des ehemaligen Ministerpräsidenten Hessens Roland Koch. Außerdem „schredderte“ sie die Parteien der Koalitionsregierungen, indem sie deren Themen besetzte. Das dazu erforderliche Personal entnahm sie der CDU, ohne für „Nachwuchs“ zu sorgen. Der Kabarettist Urban Priol sagte schon in seinem Programm 2008/2009 voraus, dass Merkel die CDU 2019 zerlegen werden. Bis dahin seien ihr bereits alle anderen Parteien zum Opfer gefallen.

Endzeit der personellen Entkernung in der CDU

Die Endzeit der personellen Entkernung der CDU setzte am 07.12.2018 ein.

Entkernung von Annegret Kramp-Karrenbauer (AKK)

An diesem Tag wurde AKK mit knappster Mehrheit gegen Merz zur neuen Bundesvorsitzenden der CDU gewählt. Merkel hatte sich auf Druck ihrer Partei zwischen Kanzlerschaft und Parteivorsitz entscheiden müssen. Dieser Parteivorsitz, von Merkel vorbereitet, dauerte nur zwei Jahre.

Merkel hatte als Bundeskanzlerin auf Dienstreise in Italien die Rückgängigmachung der Wahl des Ministerpräsidenten in Thüringen gefordert, der mit Stimmen der AfD gewählt worden war. Dies war eine Amtsanmaßung der Kanzlerin gegenüber dem souveränen Landtag von Thüringen. Andererseits wäre es die Aufgabe der Bundesvorsitzenden der CDU gewesen, die Landespartei auf die Statuten im Umgang mit der AfD hinzuweisen. Merkel war aber keine Bundesvorsitzenden der CDU mehr und außerdem hätte der Hinweis die Souveränität nicht berührt. Die Tatenlosigkeit der CDU-Vorsitzenden AKK wurde ihr zum Verhängnis. Merkel hatte auch AKK geschreddert.

Entkernung von Armin Laschet

Die Endzeit fand ihre Fortsetzung am 17.01.2021. An diesem Tag wurde der Nachfolger auf AKK, Armin Laschet, ebenfalls auf Merkel-Linie, mit noch dünnerer Mehrheit gegen Merz gewählt.

Obwohl er nun der CDU-Bundesvorsitzende war, rügte Merkel ihn bei „Anne Will“ in der ARD am 28.03.2021 wegen mangelnder Unterwürfigkeit. Sie hatte sich als Kanzlerin die Hoheit in der inoffiziellen Konferenz der Ministerpräsidenten zur Bekämpfung der Corona-Pandemie angemaßt. Gegen deren Beschlüsse hatte Laschet als Ministerpräsident von NRW verstoßen, weil er nämlich dem Landtag von NRW und nicht der Kanzlerin verantwortlich war. Im Übrigen war er nicht der einzige Abtrünnige; aber er war der Bundesvorsitzende jener Partei, der Merkel ihre Karriere verdankte und deren Mitglied sie ist. Dennoch startete sie diesen ersten narzisstischen Versuch der Entkernung von Laschet.

Ihr zweiter Streich begann am 20.04.2021, nachdem Laschet als Kanzlerkandidat der Union verkündet worden war. Sie reklamierte als Bundeskanzlerin eine Stellung über den Parteien, die ihr angeblich eine einseitige Unterstützung der Kanzlerkandidaten verbot. Sie müsse die drei Bewerber um das Kanzleramt in gleichem Maße unterstützen. Durch diese Einstellung konnteihr Stellvertreter im Kabinett und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz den Amtsbonus der Kanzlerin für sich beanspruchen. Laschet als Landeschef von NRW hatte bundespolitisch das Nachsehen.

Beurteilung des Narzissmus in der CDU

Narzissmus dient in Psychologie und Psychotherapie der Beschreibung von Charaktermerkmalen selbstverliebter Persönlichkeiten. Die Eigenliebe steht in Mittelpunkt. Die Persönlichkeiten wollen von anderen geliebt werden. Sie umgeben sich einseitig mit Jasagern und verfolgen ohne Nachsicht die Abtrünnigen.

Nicht alle Narzissten müssen psychisch gestört sein. Bei verschiedenen Berufsbildern wie Schauspielern oder Führungskräften kann Narzissmus förderlich sein. „Narzissmus bei Führungskräften wird zu einer Epidemie“, betont Michael Schmitz, Professor für Psychologie und Management an der Lauder Business School, Wien.

Narzisstische Anfänge der personellen Entkernung

Die narzisstischen Anfänge bei Merkel beginnen bereits in ihrer Schulung durch Kohl. Sie wird zwar politisch, aber in Wahrheit in Narzissmus ausgebildet; denn Narzissmus ist eine der hervorstechenden Persönlichkeitsmerkmale Kohls, wie Hans-Jürgen Wirth in „Narzissmus und Macht“, (S. 175) analysiert. Dabei spielt die Verfolgung Abtrünniger eine besondere Rolle.

Um Bundeskanzlerin werden zu können, muss Merkel zuerst CDU-Vorsitzende, also Führungskraft ihrer Partei sein. Auf diesem Weg räumt sie gnadenlos Schäuble, Stoiber, Merz und auch ihren Ziehvater Kohl beiseite. Nebenbei fallen noch so einige andere Weggefährten und insbesondere diejenigen CDU-Mitglieder, die qua Eignung eigentlich vor ihr hätten Kanzler werden sollen.

Narzisstische Blütezeit der personellen Entkernung

In ihrer narzisstischen Blütezeit sorgt Merkel für ein stabiles Netzwerk aus Fans und einseitigen Beratern, die ihre einsamen Entschlüsse als Spindoctor ins richtige Licht setzen. In der gnadenlosen Verfolgung Abtrünniger ist sie erfolgreich, so dass sie sich das Etikett „Verfolgungskanzlerin“ einhandelt.

Narzisstischer Abgesang der personellen Entkernung

Der narzisstische Abgesang hat das Ende der Amtszeit als Bundeskanzlerin vor Augen, aber nicht den Verzicht auf den Absolutheitsanspruch als Führungskraft der Bundesrepublik. Diesen Anspruch erhebt sie in der Corona-Pandemie auch gegenüber den zuständigen Ministerpräsidenten der Länder und diffamiert so ihren Nachfolger im Amt des CDU-Bundesvorsitzenden und des CDU-Kanzlerkandidaten.

Als Führungskraft der CDU sah sie sich auch bei der Beurteilung der Landtagswahl in Thüringen, obwohl sie zur Neutralität verpflichtete Bundeskanzlerin und nicht mehr CDU-Vorsitzende war. Leidtragende war die deshalb entsorgte AKK.

Ihren Narzissmus hat Merkel über lange Jahre und mit Duldung der CDU als Führungskraft in Partei und Staat ausgelebt. Sie hat andere Auffassungen mit dem Kohl entlehnten Elefanten-Gedächtnis verfolgt. Dabei hat sie die eigene Partei personell entkernt und die anderen Parteien geschreddert.

Im Zuge ihres Verzichts auf den Parteivorsitz, wurde Angela Merkel gefragt, wie sie eine Regierungsbeteiligung der CDU nach ihrem Ausscheiden als Bundeskanzlerin einschätze. Sie rate ihrer Partei zur personellen Erneuerung in der Opposition. Narzisstischer lässt sich kaum antworten.

Quintessenz aus dem Beispiel CDU

Der Narzissmus bei Führungskräften wurde an ausgewählten Handlungsweisen von Angela Merkel als Bundeskanzlerin und Bundesvorsitzende der CDU dargestellt. Sein Ergebnis ist die personelle Entkernung der CDU. Es lässt sich nahtlos auf Unternehmen oder andere Organisationen übertragen.

Beginnt der Narzissmus bei den Führungskräften bereits epidemisch zu werden, gilt die Warnung des römischen Dichters Publius Ovidius Naso (43 v. Chr.- 17 n. Chr.) „Principiis obsta. Sero medicina parata, cum mala per longas convaluere moras.” (Wehre den Anfängen! Zu spät wird die Medizin bereitet, wenn die Übel durch langes Zuwarten erstarkt sind.)

Mit Robert Townsend lautet die Botschaft knapp: „Schmeißt die Narzissten raus!“

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